Donnerstag, 31. Januar 2013

Spiel mir das Lied vom Tod

Mord und Totschlag ist hierzulande zum Glück keine Alltäglichkeit, in der Alltagssprache tauchen sie dann jedoch schon immer wieder auf. Mörderisch und Mordskerl sind ziemlich positive Ausdrücke, die  zwar mittlerweile nicht mehr so gebräuchlich sind, aber trotzdem noch ab und zu fallen.

Wenn es um den Tod an sich geht, dann wimmelt es im Wienerischen an Ausdrücken, die das zum Ausdruck bringen, was man bei jeder Ansammlung älterer Menschen beobachten kann -eine regelrechte Besessenheit mit dem Tod. Früher waren die Leute todunglücklich, wenn sie keine "Schöne Leich'" hatten, und wenn entfernte Bekannte dann gar allzu auffällig ihre Trauer zur Schau stellten, dann unterstellte man ihnen gleich, sie wären "Pombfüneberer", und würden fürs trauern bezahlt werden. Nach dem Begräbnis - im übrigen zumeist die einzige Feierlichkeit bei der die gesamte Familie zusammentrifft und dabei heftig ausgerichtet wird - geht's zum Leichenschmaus. Dabei füllt man sich dann vor lauter Betroffenheit die Bäuche an. 

Warum verbringen wir eigentlich so viel Zeit damit, uns über den Tod Gedanken zu machen? Warum reden, singen, lesen, grübeln wir mit Hingabe über das Sterben? Wäre es nicht besser, uns auf das Leben zu konzentrieren? 
Der Tod wird inszeniert - in der Kunst, in Musik, Theater, Film und Literatur. Wer nach Wien kommt kann am Zentralfriedhof, einem der größten und schönsten Friedhöfe Europas, die prunkvollen Gräber von fast 3 Millionen Bestatteten verschiedener Konfessionen bewundern -darunter jene von Beethoven, Brahms, Gluck, Salieri, Strauß, Schubert, zahlreicher Schauspieler, Maler und Literaten sowie Personen des öffentlichen Lebens. Im Wiener Bestattungsmuseum kann man Sarg-Probeliegen und wer früher etwas auf sich hielt, trat bei Zeiten einem Sterbeverein bei, um für die "Schöne Leicht" zu sparen. 
Vor allem dort, wo Wolken oft die Sonne verdecken, scheinen die Gemüter auch verdunkelt zu sein. Das erklärt vielleicht auch, weshalb die Selbstmordrate in Wien so hoch ist. Doppelt so hoch wie die Zahl der Verkehrstoten. Das erschreckendste daran ist, dass die Suizidrate bei Männern über 85 am höchsten ist. Für jemanden, der das Leben liebt, ist das fast unvorstellbar. Was steckt da bloß dahinter? Krankheiten? Ausweglosigkeit? Allem voran wohl emotionale Einsamkeit. Über Gefühle und Probleme zu reden, ist nicht unsere größte Stärke.


Hier ein paar musikalische und literarische Beiträge zur österreichischen Auseinandersetzung mit dem Tod:

Die Mordtat auf der Mölkerbastei - Helmut Qualtinger

Heite drah i mi ham - Wolfgang Ambros

Requiem - W.A. Mozart

Freitag, 18. Januar 2013

Staub


Was ist Staub?



Wenn ich das Wort Staub höre, dann muss ich als erstes gleich an diese unappetitlichen Tierchen denken, die man vielfältig vergrößert auf Bilden im Internet bewundern kann - Milben. Bei längerer Betrachtung dieser Milben fängt es mich dann schnell einmal am ganzen Körper zu jucken an, und ich spüre den Drang, meine Möbel mehrmals abzusaugen, die Bettwäsche sofort zu wechseln, Desinfektionsmittel zu versprühen. Dabei gibt es neben diesen Milben und ihrem Kot (pfui!!) noch viele andere Materialen -zum Teil nicht weniger eklige wie Bakterien und Pilzsporen, oder Überreste verschiedener Kleinstlebewesen wie Spinnen, Fischchen und Staubläuse (und schon wieder juckt es überall).Und dann wären da noch Hautschuppen und Haare von Tier und Mensch, die zum Teil mit den Schuhen ins Haus gebracht werden (zusammen mit weiteren grauslichen Bakterien und Sporen) und - sofern man zuhause mit den Schuhen herumspaziert - in den Teppich getreten und überall verteilt werden.
Der Lurch, wie wir hier in Österreich so gerne sagen, trägt also auch unsere DNA Spuren in sich. Von diesen wiederum zehren jene bereits erwähnten Tierchen, die wir ohne es zu wissen so liebevoll hegen und pflegen - denn wussten sie, dass ungewaschene Kopfpolster (und bei Daunenpolstern ist das Waschen nicht so leicht) bis zu 400.000 lebende Milben beherbergen? Und nachdem diese Milben nicht allzu lange leben, kommen zu den abgestorbenen immer mehr neue dazu, bis der Polster nach ein paar Jahren 10% mehr Gesamtgewicht hat. Mich fasziniert das irgendwie.

In diesem Roman geht es nicht um Staubmilben, obwohl das sicher auch ein spannendes Thema wäre. Es geht mehr darum, Spuren zu hinterlassen, ohne es zu beabsichtigen. Und es geht auch um Spuren im Staub, die wir vielleicht unterschätzen. 

Fürs Erste vergessen Sie bitte nicht diese kleinen ekligen Milben, die es sich in den Winkeln unserer Wohnungen und in unseren Betten gemütlich machen! 




Samstag, 12. Januar 2013

Ein Vorwort

Einleitende Bemerkung


Es gehört zu den größten Herausforderungen eines Schriftstellerdaseins, sich dem eigenen Leben zu nähern, weil es zum guten Schreiben notwendig ist, emotionalen Abstand zum Geschriebenen zu wahren. Das gilt für fast alle Kunstgattungen. Es geht dabei um die größtmögliche emotionale Distanz zum Dargestellten, um objektiv beschreiben zu können, was die Leser erst zu ihrer eigenen subjektiven Erfahrung machen müssen. 

Für den/die SchriftstellerIn geht es aber darüber hinaus noch um die Frage, wie viel von sich man überhaupt preisgeben möchte, ohne dass Fremde da draußen glauben, den Menschen hinter den Buchstaben ganz genau zu kennen.

Ich bin eine Prosaschriftstellerin. Wie alle  anderen meiner Geschichten ist auch diese fiktiv. Trotzdem steckt hinter vielen meiner Erzählungen mehr als ein Körnchen Wahrheit. Und diese Körnchen für sich zu finden, das ist die Aufgabe meiner Leser.


Ich möchte diesen Blog dazu nutzen, Hintergründe und Gedanken mit meinen zukünftigen Lesern zu teilen. So können alle, die sich dafür interessieren, in Echtzeit die Entstehung dieses Romans mitverfolgen und mich auf meiner Reise in die Vergangenheit begleiten.